|
Presseerklärung vom 14.09.2014:
Sophie Opel als Namenspatronin
einer demokratischen Schule?
In Rüsselsheim sollen zwei Schulen zusammengeführt werden. Die Parkschule und die Friedrich-Ebert-Schule sollen auslaufen und auf dem Gelände der jetzigen Friedrich-Ebert-Schule eine neue Schule errichtet werden. Durch das gewählte Verfahren eine "neue" Schule zu gründen, werden die Schulgremien - Gesamtkonferenz, Elternbeirat, Schülervertretung und Schulkonferenz von jeder demokratischen Mitwirkung an dem letztlich auch sie betreffenden Prozess ausgeschlossen. So ist es auch möglich, dass ein demokratisch nicht legitimierter Kreis sich schon einmal vorab einen Schulnamen ausdenkt und dieser in der Presse verkündet wird. Die Schulgremien der neuen Schule werden dies dann im Nachhinein schon absegnen, so die Hoffnung. Die neue Schule soll also den Namen Sophie-Opel-Schule tragen. Mit dem Verschwinden der Friedrich-Ebert-Schule verschwindet auch die Erinnerung an den - sicher auch nicht unumstrittenen - ersten demokratisch gewählten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Die neue konservative Mehrheit von Grünen und CDU versucht die Erinnerungs-landschaft in Rüsselsheim neu zu gestalten. 1918/19 beendete eine Revolution die Monarchie in Deutschland. Dies war aber nicht irgendeine Monarchie, es war eine autokratische Monarchie, die die Arbeiterbewegung unterdrückte (Sozialistengesetze) kommunal das Dreiklassenwahlrecht hatte, die geprägt war vom preußischen Militarismus, die den ersten Weltkrieg vorbereitete und anzettelte (Opel hat daran, wie bereits an der Nähmaschinenproduktion für den Krieg 1870/71 prächtig verdient) und die den Adligen und dem Bürgertum alle erdenklichen Sonderrechte einräumte. Dass Kaiser Wilhelm der Familie Opel 1917 nicht zuletzt wegen der Verdienste bei der Herstellung kriegswichtiger Güter den Adelstitel verlieh, unterstreicht die Einbindung der Opels in das System der historisch längst überholten Monarchie.
Es mag angehen, dass ein Gewerbeverein in der Unternehmerin Sophie Opel ein "leuchtendes Vorbild" sieht. Für die Namen-spatronin einer demokratischen Schule reicht dies bei weitem nicht aus. Hier sind Widerständigkeit gegen Unterdrückung und Engagement für demokratische Verhältnisse gefragt. Sophie Opel stand da wohl eher auf der anderen Seite. Adam und Sophie Opel leiteten ihre Firma entsprechend dem konservativen Zeitgeist patriarchalisch. Gewerkschaften und Demokraten waren ihnen ein Dorn im Auge und so entwickelte sich die Gewerkschaftsbewegung bei Opel erst ab 1900. Ob Sophie Opel als Namenspatronin einer Schule wirklich geeignet ist - Die Linke/Liste Solidarität hat da erhebliche Zweifel - sollte in einer gründlichen öffentlichen Diskussion unter Beteiligung der künftigen Schulgemeinde auf den Prüfstand gestellt werden.
|
|